Die Wiedereingliederung der Volksrepublik China in den kapitalistischen
Weltmarkt hat große Auswirkungen auf die Weltökonomie. In den
Wertschöpfungsketten der Konzerne spielt die drittgrößte
Wirtschaftsmacht der Welt eine hervorragende Rolle.Wichtigster Motor
dieser Entwicklung ist die aus 225 Mio. Wanderarbeiterinnen und
Wanderarbeitern bestehende neue chinesische Arbeiterklasse. Diese Frauen
und Männer haben den Reichtum und das Gesicht des heutigen China
entscheidend geprägt, unter Arbeitsbedingungen, die an die Frühzeit der
europäischen Arbeiterbewegung erinnern.
Doch diese Verhältnisse sind in der offenen Kritik. China gehört heute
zu den Ländern mit den meisten Arbeitskonflikten. Die Bauleute, die
Textilarbeiterinnen und MitarbeiterInnen in den Computer-Fabriken
entwickeln ein neues Selbstbewusstsein. Sie fordern Rechte und
gesellschaftliche Teilhabe und entwickeln neue Ideen für eine gerechte
Gesellschaft.
Wir interessieren uns dafür, welche Dynamik in diesem Prozess steckt,
wie sich die in Bewegung geratenden Beschäftigten zu organisieren
versuchen, welche Rolle die ehemaligen Staatsgewerkschaften dabei
spielen und wo es bereits Ansätze zu einer internationalen Vernetzung
gibt. Viele Berliner Betriebe haben direkte wirtschaftliche
Verbindungen zu China. Doch die realen Arbeitszusammenhänge werden
allein durch die Firmenleitungen bestimmt. Das Verhältnis zwischen den
hiesigen Belegschaften und ihren chinesischen ArbeitskollegInnen ist
folglich durch Desinformation und Standortkonkurrenz geprägt. Wir
möchten diese Veranstaltung nutzen, um gemeinsam zu überlegen, wiedas
zu ändern ist.
Als Gäste begrüßen wir:
Peter Franke – Deutscher Koordinator des Projekts „Arbeitswelten Deutschland China“, aufgewachsen in Beijng
Wolfgang Schaumberg – Ehemaliger Betriebsrat und langjähriger Aktivist der Betriebsgruppe „Gegenwehr ohne Grenzen“ bei Opel Bochum, betreut gewerkschaftlich interessierte Reisegruppen nach China
Ralf Ruckus – Mitherausgeber des Buches „Aufbruch der zweiten Generation Wanderarbeit, Gender und Klassenzusammensetzung in China“, seit Jahren in sozialen Brennpunkten Chinas unterwegs
Dienstag, 7. Dezember um 19 Uhr
Haus der IG Metall, Alte Jakobstr. 149, 10969 Berlin
Veranstalter: Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall Berlin