Am Abend des 19.12. führten ca. 15 Aktivist*innen eine Kundgebung vor der IKEA- Filiale in Berlin- Tempelhof durch.
Damit wurde sich mit dem Kampf der Arbeiter*innen beim IKEA- Logistiklager in Piacenza/Italien solidarisiert. Dieser wird seit 2012 mit Unterstützung der Basisgewerkschaft si.cobas geführt, um eine Anerkennung des Flächentarifvertrages, d.h. halbwegs auskömmliche Löhne und eine würdevolle Behandlung durch die Vorgesetzten zu erzielen. An vielen Standorten von IKEA und anderen Logistikdienstleistern wie TNT ist dies auch gelungen, die Lohne wurden verdoppelt bis verdreifacht. Doch die Unternehmensleitung ging zum Gegenangriff über und entließ 24 Kolleg*innen, die in si.cobas organisiert sind. Derzeit wird mit Blockaden der Werkseinfahrten und anderen Aktionen darum gekämpft, dass sie wieder eingestellt werden. Dabei werden die Aktivist*innen mit brutaler Polizeigewalt attackiert, um den reibungslosen Ablauf der Warentransporte um jeden Preis zu gewährleisten.
Diese Kundgebung war die dritte Aktion vor IKEA Tempelhof zur Unterstützung der italienischen Kolleg*innen. Zu ihr hatten der Klassenkämpferische Block, die FAU Berlin, labournet TV und die Internationalen Kommunist*innen aufgerufen. Obwohl sie auf Privatgelände stattfand und nicht bei der Polizei angemeldet wurde, war es möglich, vor dem IKEA – Eingang mit Transparent und Handflyern für die Kund*innen fast eine Stunde lang präsent zu sein. Per Megaphon wurden Redebeiträge gehalten. Der Berliner IKEA-Vertretung, der Hausrechtsinhaber*in, scheint die Angelegenheit unangenehm zu sein, weswegen sie eine ggf. öffentliche Gerichtsverfahren nach sich ziehende Eskalation im heimeligen Berlin der Vorweihnachtszeit scheut. Dies ist ein Grund mehr, mit den Protesten nicht loszulassen, bis die Kolleg*innen wieder eingestellt sind.

Mit dem Transparent spontan vor dem Eingang des IKEA Tempelhof

Mit dem Transparentauf dem Parkplatz von IKEA Tempelhof

Im Juni 2014 sind 24 Arbeiter eines der beiden IKEA Warenlager in Piacenza/Italien entlassen worden. Der Anlass ihrer Entlassung: 40 Arbeiter haben im April 2014 dagegen protestiert, dass ein gewerkschaftlich aktiver Kollege vom Dienst suspendiert wurde. Sie haben sich innerhalb des Lagers versammelt. Es wurden jedoch nicht alle entlassen, sondern unter den 40 lediglich jene 24, die Mitglied der Basisgewerkschaft S.I. Cobas sind. Diesem unmittelbaren Anlass vorausgegangen war seit 2012 ein Arbeitskampf, in dem die Arbeiter_innen für die Einhaltung gesetzlich festgelegter Mindeststandards wie garantierte Arbeitsstunden pro Monat und korrekte Lohnabrechnungen gekämpft haben. Dieser Arbeitskampf ist Teil einer größeren Streikbewegung der zumeist migrantischen Lagerarbeiter_innen in Italien.
Am 04.12.2014 fand vor dem Adrema-Hotel in Berlin-Moabit eine Kundgebung des Klassenkämpferischen Blocks Berlin gegen Union-Busting statt. An ihr beteiligten sich ca. 20 Kolleg*innen aus verschiedenen gewerkschaftlichen und politischen Initiativen. Unter „Union Busting“ ist der gezielte Angriff auf die gewerkschaftliche Vereinigungsfreiheit und engagierte Betriebsräte zu verstehen. Er wird von Anwaltskanzleien durchgeführt, die unter Ausschluß der der Öffentlichkeit Seminare für Unternehmer*innen und Personalverantwortliche durchführen. Diese werden darin geschult, unliebsame Beschäftigte gezielt fertigzumachen und rauszuwerfen. Eine der dafür berüchtigtsten Anwaltskanzleien ist die bundesweit auftretende Kanzlei Schreiner&Partner. In Hamburg, Stuttgart und München fanden dagegen bereits Aktionen statt. Am 4.12. war im Adrema- Hotel ein Seminar zu „Erfolgsstrategien im Kündigungsrecht 2015“ angesetzt, wogegen sich der Protest konkret richtete. Wir konnten nicht feststellen, ob das Seminar im Hotel wie angekündigt stattfand. Dies änderte jedoch nichts an der kämpferischen Stimmung der kleinen Kundgebung. Neben Beiträgen der veranstaltenden Strukturen wurde eine Grußadresse des Büros Arbeitsunrecht aus Köln verlesen, das mit investigativen Journalist*innen zusammenarbeitet. Auch wurde dazu aufgerufen, sich an der Demonstration der FAU am Sa, den 6.12 um 14 Uhr am Leipziger Platz zur Unterstützung von rumänischen Bauarbeiter*innen zu beteiligen, denen ihr Lohn vorenthalten wird. Schreiner& Partner bieten allein im Januar 2015 in Berlin vier weitere Seminare zu vergleichbaren Themen an, u.a. im 5-Sterne- Hotel Pullman-Schweizerhof. Daher wird dieser Protest nicht der letzte gegen die arbeiter*innen- und gewerkschaftsfeindlichen Aktivitäten von Schreiner&Partner gewesen sein.


Seit 2011 kämpfen in Italien die meist migrantischen Beschäftigten in der Logistikbranche für reguläre Arbeitsbedingungen. In vielen großen Unternehmen, wie TNT, IKEA, DHL und UPS, ist es ihnen gelungen, durch entschlossenes, militantes Vorgehen die Einhaltung der nationalen Standards zu erzwingen und sich gegen die Vorarbeiter, die Subunternehmen, die Polizei und die großen Gewerkschaften und die Medien durchzusetzen. Sie sind auch deshalb erfolgreich, weil große Teile der radikalen Linken sowie kleine Basisgewerkschaften sich mit ihnen solidarisieren und ihre Aktionen unterstützen.
Subunternehmen haben Arbeiter aus Rumänien für schlappe fünf bis sechs Euro Stundenlohn zehn Stunden am Tag schuften lassen, und am Ende nicht einmal diesen niedrigen Lohn vollständig an die Arbeiter bezahlt.