Seit langem wird die Tochter der EDEKA-Gruppe, Netto Markendiscount (nicht zu verwechseln mit NETTO Dansk), für Dumpinglöhne und schlechte Arbeitsbedingungen kritisiert. Seit einiger Zeit regt sich nun Widerstand unter den Beschäftigten. Im Raum Göttingen (Niedersachsen) haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Unterstützung der dortigen ver.di-Strukturen etwa das erste Mal bei Lebensmitteldiscountern Vertrauensleute gewählt.
Kernpunkte der Kritik sind dabei die Schikanierung der ehemalig bei PLUS angestellten Beschäftigen, die Netto wegen der relativ guten Verträge ein Dorn im Auge sind. Aber auch grundsätzlich ist der Umgang des Discounters mit seinen Mitarbeitern alles andere als angemessen. Massenweise Minijobs, grundsätzlich unbezahlte Überstunden, niedrigste Stundenlöhne, Kettenverlängerungen der Verträge und ein immer stärker werdender Druck sind nicht nur im Raum Göttingen „Markenzeichen“ des so genannten „Markendiscounts“. Darüber hinaus nutzt Netto auch immer mehr die Auszubildenden aus, deren hohe Anzahl natürlich für die Veranwortung des Unternehmens für die Gesellschaft stehen soll. Viele Fälle sind bekannt geworden, bei denen beispielsweise Azubis aus dem 1. Lehrjahr bereits die Filialleitung übertragen bekommen haben, damit das Geld für einen Filialleiter gespart wird.
Nachdem sich im Raum Göttingen nun größere Teile der Belegschaft organisiert haben geht Netto auch gegen das gewerkschaftliche Engagement vor – natürlich ohne das offen zuzugeben. In einem Interview mit der jungen Welt (jW) erklärte die in Göttingen in dieser Kampagne aktive ver.di-Sekretärin Katharina Wesenick zur Leugnung der Binderung von Gewerkschaftsarbeit durch Netto: „Das ist eine Farce. Netto muß das nach Außen so darstellen, sonst wäre es ein krimineller Akt. Denn gewerkschaftliche Organisation ist vom Grundgesetz garantiert. Wir haben aber andere Hinweise. Wir wissen von einem Pächter, daß Netto bei einer Filiale durch die frühzeitige Kündigung der Verträge 100000 Euro verloren hat. Zudem wissen wir, daß es aus dem Management klare Drohungen gab. Den Beschäftigten wurde intern gesagt, die Schließungen seien wegen ihrer Gewerkschaftsaktivitäten erfolgt. Es ging darum, ein Widerstandsnest »auszurotten«.“. Erst am 23. August erschwerten Netto und der sehr arbeitgeberfreundliche Betriebsrat die Teilnahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einer von ver.di beantragten Betriebsversammlung.
Auch im Berliner Raum verfügt Netto über etliche Filalen: Vom Logistikzentrum Berlin aus werden mehr als 300 Niederlassungen in der Bundeshauptstadt und Mecklenburg-Vorpommern beliefert.
* Internetseite der ver.di-Kampagne „Neulich bei Netto“ für Beschäftigte und Kunden
* Interview in der jungen Welt (jW) vom 15. August 2012 mit ver.di-Sekretärin Katharina Wesenick: „Die Politik hält sich raus“