Klassenkämpfe entfalten – Nationalismus, Sexismus und Rassismus bekämpfen
Auch dieses Jahr rufen wir wieder zum klassenkämpferischen Block bei der DGB-Demonstration am 1. Mai auf. Wir wollen damit unsere Perspektive ausdrücken, Verbesserungen im Alltag der Lohnabhängigen selbstorganisiert zu erkämpfen, anstatt sich auf Stellvertreter*innen-Politik und bürokratische Apparate zu verlassen. Uns geht es aber nicht nur um Verbesserungen innerhalb der bestehenden Gesellschaft wie höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen oder bezahlbare Mieten, denn wir haben eine grundsätzliche Kritik an der profitorientierten Wirtschaftsweise. Die Verwertungsinteressen des Kapitals, patriarchale und rassistische Verhältnisse stehen einem schönen Leben für uns alle im Weg.
Ein Beispiel für miese Arbeitsbedingungen ist der Online-Händler Amazon. In den Logistik-Zentren werden die Beschäftigten über Handscanner in ihren Arbeitsschritten kontrolliert, mit „Feedback”-Gesprächen durch Vorgesetzte eingeschüchtert und zu noch höherem Arbeitstempo und Wettbewerb getrieben. Das Unternehmen verfolgt die Strategie gewerkschaftsfrei zu bleiben und verweigert den Abschluss eines Tarifvertrages. Gegen die Zustände bei Amazon organisieren sich die Beschäftigten in Bad Hersfeld, Brieselang, Poznan und Madrid.
Auch das Unternehmen Deliveroo bekämpft die gewerkschaftliche Organisierung der Beschäftigten. Der Lieferdienst behindert die Gründung von Betriebsräten. Deliveroo beschäftigt Fahrer*innen als Scheinselbstständige, so dass ihr Lohn effektiv oft weit unter dem Mindestlohn liegt. Die Fahrer*innen haben sich international in der Kampagne Deliverunion vernetzt, an der Basisgewerkschaften wie die Freie Arbeiter*innen Union (FAU) beteiligt sind.
Mit Arbeitsdruck und Überlastung haben die Pflegekräfte in den Krankenhäusern in Berlin und anderswo zu kämpfen. Dagegen richtet sich das Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus, welches mit einem Volksentscheid eine Mindestbesetzung mit Pfleger*innen durchsetzen will. Sorgearbeiten wie Pflege, Betreuung von Kindern und Hausarbeit wird überwiegend von Frauen* geleistet, die dafür schlecht oder gar nicht entlohnt werden. Die geschlechtshierarchische Organisierung der Erwerbsarbeit und der Hausarbeit ist ein Ausdruck der patriarchalen Verhältnisse. In vielen Haushalten in der BRD werden zudem migrantische Frauen* als Reinigungskräfte, Alten- und Pflegehelferin oder Babysitterin in prekären Arbeitsverhältnisse beschäftigt.
Dass Kämpfe von Beschäftigten erfolgreich sein können, zeigt die jahrelange betriebliche Auseinandersetzung am Botanischen Garten in Berlin. Dort wurde durch den Arbeitskampf erreicht, dass outgesourcte Mitarbeiter*innen wieder direkt an der Freien Universität Berlin eingestellt wurden und somit für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn erhalten.
Wir gehen am 1. Mai auf die Straße, um deutlich zu machen, dass wir die herrschenden Zustände nicht mehr hinnehmen und alle Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse bekämpfen. Der Weg zu einer solidarischen Gesellschaft jenseits von Kapitalismus, Rassismus und Patriarchat beginnt mit kleinen Schritten, mit selbstorganisierten Kämpfen am Arbeitsplatz, im Stadtteil und auf der Straße. Um eine Gegenmacht aufzubauen, müssen wir uns in unserem Alltag zusammenschließen und kollektiv Widerstand leisten. Setzen wir der Vereinzelung, dem Konkurrenz- und Leistungsdenken unsere Kollektivität und Solidarität entgegen und schreiben damit eine neue Geschichte von unten!
Klassenkämpferischer Block | DGB-Demonstration | 1. Mai 2018 | 9:30 Uhr | Hackescher Markt